Die WM war Geschichte und so hieß es für uns, Abschied zu nehmen von North Vancouver. Touristisch war alles abgeklappert – von Grouse Mountain bis Whistler. Wir hatten ein bisschen richtigen Winter mitnehmen wollen, konnten zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, was uns noch bevorstand.
On the Road
Unser weiterer Weg führte nach Osten und der Tag entwickelte sich zu einer haarsträubenden Reise in einem verrückten Mietwagen… zu einer Blindfahrt durch dichten Nebel. Nebelhorn ertönte allerdings keins, es fielen schließlich keine Tore.

Irgendwann, als die Sicht unmittelbar an der Windschutzscheibe endete, klemmten wir uns hinter einen Laster und verfolgten ihn mit irrwitzigen 9,12 km/h, bis wir auf einer Weigh-Station landeten. Pat bewies krasse Goalie-Reflexe und checkte den Laster nicht von der Waage. Bei einer anderen Gelegenheit riskierten wir, das Fahrzeug zu verlassen, sind halb erfroren und ganz schnell weiter gefahren. Das ist wohl dieser Winter, von dem die alten Legenden berichten. Dieser Erfahrung haben wir dann folgerichtig auch eine Türklinke der Karre geopfert, welcher Beifahrer will schon einsteigen?
Kelowna
Irgendwann kam unser Ziel in Sicht, wir haben nur kurz eingecheckt und schon ging es wieder los in Richtung Prospera Place, auf dem Programm stand schließlich noch ein Eishockeyspiel. Wir waren so naiv zu glauben, dass wir dort einfach parken könnten, aber das erwies sich als deutlich anspruchsvoller. Als wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten, war da plötzlich so ein Bremshubbel, die Karre doppelt im Arsch und der neue Elantra faktisch geschrottet. Aber nur ein paar Schritte später waren wir endlich in der Arena, in der auch schon Leon Draisaitl oder Reid Gardiner die Schlittschuhe schnürten, als sie für die Rockets spielten!

Das Spiel
Uns empfing ein völlig überlaufener und verstopfter Umlauf – vor, während & nach dem Spiel – was insofern problematisch war, als wir den genialen Hat-Trick-Wednesday (Eintritt mit Getränk und Hot Dog günstiger als die reine Eintrittskarte, ein Vorbild für bzw. gegen leere Hallen bei Dienstagsspielen?) ausgenutzt hatten und vom Premium-Catering profitieren wollten. Nur die Organisation hielt da nicht ganz mit, uns stellte sich tatsächlich die Frage: „Wo gibt’s die Wurst?“ In einem Stadion!!
Auf dem Eis bot sich ein kaum weniger konfuses Bild. Die Silvertipps verloren ständig Ausrüstungsteile, was uns zu folgender Produktidee anregte: Handschuhe am Band, wie für kleine Kinder. Schläger und Helme ebenso, die aber verknüpft mit den Schlittschuhen. Sowas könnte die jeweilige Großmutter doch mal den Spielern häkeln, selbst wenn es nur der Überleitung dient! Schräg hinter uns saß nämlich eine nervige Oma, deren grausam blutrünstiger Schlachtruf – der echt Überwindung kostet, ihn hier zu wiederholen – aus den drei Worten „Help him boys!“ bestand – obwohl he nicht mal einen Schläger verloren hatte.
Ein weiteres Highlight, was Erwähnung finden muss, ist die Werbung im Stadion. Nein, nicht die an den Banden, auf dem Würfel oder über den Logen – sondern aus der Luft. In der Halle drehte ein Zeppelin (Ja, nur ein Blimp) seine Runden und bombardierte das Publikum auf althergebrachte Weise mit Brand… Flyern. Auch wenn die T-Shirt-Kanone bei uns weggespart wurde, der Zeppelin ist dringend nötig, schließlich wurde er in Deutschland erfunden!

In der (zweiten?) Pause statteten wir auch dem Fanshop einen Besuch ab, leider waren die T-Shirts mit anständigen Motiven ausverkauft – natürlich 7000km+/- gereist, Ökobilanz wie ein Arschloch und dann so ein Reinfall! Als wir uns darüber bitterlich beim Personal beklagten, stellte sich heraus, dass die Söhne der freundlichen Dame in Deutschland spielten, die Sylvester-Brüder (Bad Nauheim, kleine-Hockeywelt-1). Außerdem erfuhren wir auch die Hintergrundgeschichte, warum das Team Rockets heißt, den Ogopogo-Drachen im Logo hat, aber als Maskottchen einen Waschbären aufs Eis schickt. (Aber das verraten wir hier nicht!)
Sportlich gab die Partie insgesamt nicht so viel her, ungefähr DEL-Niveau, das Spiel plätscherte so vor sich hin und beide Teams agierten nicht sonderlich zielstrebig. Obwohl das Team fast ohne Ausrüstung gespielt hatte, gewann Everett am Ende das Spiel.
Kelowna Rockets – Everett Silvertipps 2:4
WHL Game Summary
Nach dem Spiel
Unsere post game plans zerschlugen sich recht schnell, weil das erste Brauhaus (Tree Brewing Beer Institute) schon zu hatte, trotz anders lautender Öffnungszeiten im Internet – buh! Also direkt zum zweiten Laden, der ursprünglich erst für den späteren Abend eingeplant war (BNA Brewing Co.) Dort testeten wir jeder ein Beerflight und haben eine Kleinigkeit gegessen – durchaus ein formvollendetes flight, aber wir waren aus North Vancouver verwöhnt und das Essen war auch nicht so der Hit. Aber der Laden hatte upstairs noch mehr zu bieten: „We also have arcade games (quarters only) and video games (nintendo) available for rent.“ Doch von wegen! Der Galaga-Automat klaut Geld und das Personal zuckt nur mit den Schultern, blieb uns also Bowling. Doch irgendwie waren nur Randaleure unterwegs und aus unerklärlichen Gründen gewann Pat eine Runde. Was war da los?

The day after
Bevor wir Kelowna dann wieder verließen, standen am Morgen noch eine kurze photo op an der Arena und die Erkundung der Umgebung bei Tageslicht auf dem Programm. Am Okanagan Lake durften wir entdecken, wie Nachwuchsarbeit flächendeckend geleistet wird, eisflächendeckend versteht sich, mit einem Rink direkt am See. Fast zumindest…
Weiterhin wollten wir westwärts wagenlenkend Wegstop wegen des Fanshops der Kamloops Blazers einlegen, doch der war natürlich geschlossen. Notgedrungen entschlossen wir uns noch einen Blick in die Sportgeschäfte der Umgebung zu werfen, konnten den erhofften Merchandise auch dort nicht erstehen. Doch wir kamen ins Gespräch mit Jim, ehemals Junioren-Trainer der ungarischen Nationalmannschaft und in der österreichischen Liga, der einige schöne Anekdoten auf Lager hatte – Kleine-Hockeywelt-2.

Zum Abschluss dieser kleinen Tour ins Landesinnere gab es noch einen Peanutbutter-Bacon-Burger im On the rocks – wunderbare Sportsbar, Stanley Cup erprobt – als Stärkung für den Weg nach Vancouver.
Hallo Küste!
Keine Pucks bisher.
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