Ja, Wunder gibt es immer wieder und je höher der Grad an Einfalt des Einzelnen, desto öfter kommt er in den Genuss dergleichen. Da spielt ein eigentlich starker Gegner plötzlich unerwartet schwach und das eigene Team hat einen guten Tag, schon ist die Sensation da, nach der alle Überschriftensetzer gieren. Ein wirkliches Wunder ist die Rettung von Erdbebenverschütteten, wenn die Rettungskräfte längst nicht mehr mit Überlebenden rechnen, aber nicht jedes ungewöhnliche Sport- oder Eishockey-Ergebnis, das unverhofft eintritt.
Gewisse Termini werden in der Sportberichterstattung inzwischen derart inflationär benutzt, dass man sie einfach nicht mehr hören kann. Und es will einfach kein Ende nehmen.
Da hätten wir als nächstes die allgegenwärtige Gänsehaut. Leiden in den letzten Jahren etwa alle Sportfans an Unterkühlung oder Durchblutungsstörung? Wie kann es sein, dass Menschen von jedem schäbigen Ligaspiel so ergriffen sind? Hier im Ort warb sogar die lokale Eishockey-Truppe mit großem Sport und Gänsehaut. Beides war in jenem Jahr selten zu erleben. Gänsehaut gab es an der Brehmstraße und wirkt in der erotischen Fotographie, aber wenn sie in solcher Häufung auftritt, muss man fürchten, es mit einer ansteckenden Krankheit zu tun zu haben.
Und zuletzt immer diese Herzensangelegenheiten. Warum sollte ausgerechnet ein Fußballverein aus Gelsenkirchen Meister der Herzen sein? Weil damit stets – und der zweite ist immer der erste – Verlierer gemeint sind? Weil Weltmeister der Herzen im Geiste schon auf Zettel vertrauen? Was sich schon am 6. November 1932 bewährt hatte als eine großartige Idee erwiesen hatte? Seien wir doch mal ehrlich, die Königsblauen sind in weiten Teilen Deutschlands auch kaum beliebter als das Team aus der weiß-blauen Hauptstadt, warum also die Aufregung?
Besonders clever ist übrigens das Ausrufen des (Welt)meisters der Herzen im Vorfeld der eigentlichen sportlichen Entscheidung. Der wahre Kenner weiß, dass der jeweilige Kandidat dadurch garantiert keine Rolle mehr spielen wird.
In Zukunft also bitte weniger wundern, ordentlich anziehen und öfter den Verstand sprechen lassen! Dann wird auch nicht jede Sportveranstaltung gleich zu einem Märchen…