Morgen geht es los mit dieser Weltmeisterschaft, Zeit abzuklopfen oder besser abzuchecken, was uns dieses Jahr bei der Eishockey-WM erwartet!
Der Gastgeber
Um es vorweg zu nehmen, es dürften wenig Zweifel bestehen, dass Russland und Eishockey eine Kombination sind, die passt. Etwas enttäuschend sind allerdings die Größen der Spielstätten. Verglichen mit der Weltrekordkulisse – und nichts weniger legen wir als Messlatte an – so kommt der Moskau Eis Palast mit seinen 12000 Plätzen auf lediglich 15,4% und der St. Petersburg Jubeleiny-Sportkomplex bei 6000 Plätzen sogar nur auf 7,7 % dieses Maßstabs. Will der Veranstalter leere Sitze vermeiden oder soll doch der Schwarzmarkt gefördert werden?
Der Sympathiefaktor zerfällt in zwei Teile. Bei der Mannschaft sind es sportlich gesehen die Techniker, die für Begeisterung sorgen. Allerdings lautet die bange Frage, ob unser Lieblingsspieler Radulov dabei ist. Seine Anwesenheit auf dem Eis hat entscheidenden Einfluss auf den Sympathiefaktor.
Auf der Publikumsseite fällt es schwer, dieselbe Begeisterung aufzubringen, dazu sind die Fans einfach zu lästig bzw. eintönig. Uns werden die Trommelfelle schmerzen, wenn es in den Hallen wieder heißt: Rassia, Rassia, Rassia… Und die fiesen Musikeinspielungen, die zu erwarten sind, weil die DJs im Stadion wohl nur eine CD haben, machen die Situation nicht besser und bieten bestenfalls die Gelegenheit für ein Mitmachspiel vor dem Fernseher. Oder doch lieber dieses? Wodka, Wodka!
Bliebe noch das wichtigste Kriterium, das Klima. Kein Mensch will schließlich im Sumpf Schlittschuhlaufen oder in der Wüste auf Torejagd gehen. Zitieren wir an dieser Stelle ein bekanntes online Lexikon: „Sankt Petersburg liegt auf demselben Breitengrad wie die Städte Oslo und Stockholm, der Südteil Alaskas und die Südspitze Grönlands. […] im Winter sinken die Durchschnittstemperaturen allerdings auf −4 bis −8 °C.“ und „Im Winter beträgt die Temperatur in Moskau meist −4 bis −10 Grad Celsius, manchmal werden aber auch Temperaturen unter −20 Grad Celsius gemessen.“ Von Dezember bis Februar herrscht also besonders gutes Eishockey-Wetter an beiden Orten aber auch im Mai wird hier kaum jemand einfach schwitzen – außer bei engen Spielen – aus Klimasicht also die richtige Wahl.
Zur Tradition des Eishockeys in Russland braucht es nicht viele Worte, Rekordweltmeister sagt eigentlich schon alles, dazu kommen große Spieler wie die KLM-Reihe, Tretjak, Ovi (auch wenn ihm noch ein paar Titel fehlen) – der Sport ist fest verwurzelt in Russland. Die sportlichen Erfolge ergeben aneinander gereiht diese Liste: 1954, 1956, 1963, 1964, 1965, 1966, 1967, 1968, 1969, 1970, 1971, 1973, 1974, 1975, 1978, 1979, 1981, 1982, 1983, 1986, 1989, 1990, 1993, 2008, 2009, 2012, 2014.
Alles andere als ein Traditionsfaktor 10 wäre in diesem Fall schwer zu begründen und der Zuschauereishockeysachverstand 8. Abzüge muss es hier geben, weil die Fans doch sehr verwöhnt sind und teilweise die realistische Betrachtung darunter leidet.
Und wie ist das WM-Zubehör in diesem Jahr? Im Logo ist schick die Flagge in die Schläger oder die Schläger sind in die Flagge integriert – wie man es gerade sehen mag.
Das Bild des Maskottchens ist historisch nicht ganz korrekt, war Laika doch wahrscheinlich ein Mischling aus Terrier und Husky. Bleibt zu hoffen, dass der Name („Kläffer“) nicht Programm wird! Wir vergeben an dieser Stelle folgende Punktzahlen: Identifikation 10 und ausgelöste Begeisterung 8.
Die Teilnehmer
Über die Teilnehmer zu schreiben ist bei Eishockey-Weltmeisterschaften müßig. Man kennt sich. Darunter sind neben den üblichen Verdächtigen dieses Jahr als Gaststars diesmal Kasachstan und Ungarn. Geschichtsbewusst und um keinen Kalauer verlegen, wie wir sind, warten auf eine gleichzeitige Teilnahme Österreich-Ungarns ääh Österreich und Ungarn. Davon könnten 107 Gagautoren drei Monate leben. Sind die Big Seven am Start, ist der Traditionsfaktor der Teams die übliche 10.
Fans weiltweit freuen sich wieder auf das Schaulaufen der NHL-Spieler und sogar die deutsche Mannschaft kommt mit vier Spielern aus Nordamerika aufs Eis! Als wäre das nicht genug, wird eine Legende ebenfalls wieder antreten. Wir erwarten selbstverständlich nicht weniger, als dass Linus Omark Spieler des Turniers wird!
Durch seine Anwesenheit geben wir dem Turnier auch jetzt schon – ohne etwaige Nachrücker! – eine völlig übertriebene Wertung: Starpower 8
Der Hassfaktor in der Vorrunde setzt sich dabei aus den Klassikern CAN-USA (aufgeladen mit der Brisanz, die jedem Nachbarschaftsduell innewohnt), GER-FRA (Erbfeinde seit Ludwig XIV.), RUS-CZE (nicht ohne Grund trägt Jagr die 68) und NOR-DEN (Das skandinavische Hassduell) zusammen. In der Summe ergibt das den Hassfaktor 7. Und die wirklich bissigen Duelle stehen erst in der KO-Runde an!
Die Aussichten
Was erhoffen wir uns? Mit dem Blick auf das erstaunlich starke Deutsche Aufgebot, scheint ein gutes Abschneiden nicht völlig abwegig. Und wir rechnen natürlich mit Finnland. Nachdem die Junioren vom Titeltrainer auf Kurs gebracht wurden, sollten sich doch die Herren in der Pflicht sehen! Und am sehnlichsten wünschen wir uns natürlich eine Überraschung im Halbfinale. Ein Team was dort nicht Dauergast ist, würde die WM doch garnieren.
Und wer gewinnt am Ende? Neben den Finnen, für deren Fans die Vorrunde in St. Petersburg doch fast ein Heimspiel ist würden wir natürlich auch niemals den wirklichen Gastgeber unterschätzen.
Und Russland ist in unseren Augen schon deshalb Favorit, weil sie die Gegner taub spielen… taub supporten. Und nur ganz knapp hinter diesen Tipps ordnen wir Kanada als Titelverteidiger und Schweden aus besagten Gründen ein. Die vier Namen in den Raum zu werfen ist natürlich langweilig, aber so ist Eishockey eben dann auch manchmal. Klarer Außenseiter andererseits sind die Ungarn, die erleben wir ja nur alle Jubeljahre mal bei einer WM.
Und jetzt müssen wir nur noch ein kleines bisschen Zeit ‚rum kriegen, bis endlich der erste Puck zum Bully eingeworfen wird!
P.S.: Was unsere Wertungen angeht, so wird dies der Grundstein eines Quartetts, für das wir noch völlig willkürliche Wertungen zusammenstellen.
Unbedingt auch lesen:
- Eishockey WM 2009: Vorrunde Gruppe A
- Eishockey-WM 2011: Relegationsrunde Gruppe G
- Eishockey WM 2009: Abstiegsrunde Gruppe G
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