Boston Bruins vs St. Louis Blues
Stand der Serie: 3-4 (4:2/2:3 n.V./7:2/2:4/1:2/5:1/1:4)
Hinweis: Dieser Artikel wird ständig im Laufe des Finales ergänzt!
Vorschau:
Es gibt ja so Geschichten, die man als Drehbuchautor vermutlich nicht schreiben würde – zu kitschig, zu berechenbar, zu platte Charakterisierung.1 Die Rollenverteilung in diesem Finale ist so ein Fall – auf der einen Seite der Favorit mit der 3. Finalteilnahme in den letzten 9 Saisons und der Starpower, auf der anderen Seite der in den bisherigen Finals eindeutige Verlierer, der vor allem aufgrund des guten Teamworks so weit gekommen ist. Beginnen wir mit den Bruins: Diese Mannschaft ist in den letzten Jahren konstant zusammengewachsen und ergänzt worden. Allein die Top-Reihe mit Bergeron, Marchand und Pastrnak kann Furcht und Schrecken verbreiten. In der Verteidigung steht Hüne Chara und im Tor Tuukka Rask mit einer Fangquote von über 94%. Die Bruins können also Erfahrung vorweisen, immerhin sind noch fünf Spieler seit dem letzten Cup-Gewinn in Boston geblieben.
Diese Erfahrung hätte man in St. Louis wohl auch gerne. Und dass es dieses Jahr überhaupt soweit kam, ist schon eine Überraschung. Am 03. Januar war man in der Liga noch Letzter und hatte gerade den Trainer gewechselt. Ein wichtiger Baustein war mit Sicherheit die Nominierung von Goalie Jordan Binnington, mit dem die Blues danach reihenweise die Spiele gewannen. Hauptsächlich durch eine geschlossene Mannschaftsleitung konnte man in den Playoffs Winnipeg, Dallas und San Jose schlagen. Damit kommt es nach 49 Jahren wieder zu einer Finalteilnahme der Blues – und jetzt wird’s unglaubwürdig, denn wer war 1970 der Gegner? Richtig, die Bruins, die den Gegner mit einem Sweep und einem berühmten Tor von Bobby Orr besiegten.
Spieltermine:
Facts for Nerds:
- Die Blues gehören seit 1968 zur NHL und konnten in den ersten drei Jahren das Finale erreichen, verloren aber alle drei Serien. Danach kam man nie wieder in die Nähe von Lord Stanley.
- Pause vs. Rhythmus: Die Blues spielten bisher 19 Partien in den Playoffs, die Bruins 17. Letztere hatten aufgrund des Sweeps gegen die Hurricanes 11 Tage Pause.
- Stürmer Jaden Schwartz von den Blues hat in den Playoffs 12 Tore erzielt – das ist ein Treffer mehr als in der gesamten Vorrunde.
Spiel 1: War es der Überraschungseffekt oder war die 11tägige Pause der Gastgeber dann doch zu lang? Die Blues jedenfalls gingen in Boston mit 2:0 in Führung. Schenn im ersten Drittel und Tarasenko nach einer Minute des zweiten Drittels sorgten für die Tore. Die Antwort der Bruins ließ aber nicht lange auf sich warten, denn Clifton sorgte für den Anschluss. Sukzessive kamen die Gastgeber besser ins Spiel, wie ein Blick auf die Schussstatistik zeigt, die ein 18:2 ausweist. Fast folgerichtig fiel das 2:2 durch McAvoy noch im Mittelabschnitt. Im letzten Drittel erzielte Kuraly das entscheidende Tor. Der Endstand war ein empty-net-goal von Marchand.
Spiel 2: In der vierten Finalteilnahme und nach 14 sieglosen Spielen können die Blues tatsächlich den ersten Sieg der Vereinsgeschichte verbuchen und dies auch noch auswärts! Die Bruins verlieren dagegen ihr erstes Spiel nach einer Serie von 8 Siegen. Im Gegensatz zum ersten Spiel konnte Boston durch Coyle das erste Tor schiessen. Die Blues glichen durch Bortuzzo wieder aus, gerieten aber 40 Sekunden später wieder in Rückstand, als Nordstrom traf. Tarasenko glich aber erneut aus. Nach diesem wilden ersten Drittel stellten beide Teams das Toreschiessen erst einmal ein, obwohl es Chancen auf beiden Seiten gab. Also musste die Overtime entscheiden und diese dauerte nicht einmal vier Minuten. Gunarsson traf bei angezeigter Strafe für die Blues und beendete damit eine lange, lange Serie. Unverdient war der Auswärtssieg nicht: Die Blues brachten 37 Schüsse auf das Tor, die Bruins derer 23.
Spiel 3: Nach zwei knappen Partien holten sich die Bruins das Heimrecht durch ein 7:2 wieder zurück. Grundstein dafür war eine gnadenlose Effizienz in Überzahl: Die vier Treffer wurden mit nur vier Schüssen erzielt, nach maximal 51 Sekunden war das Powerplay durch ein Tor beendet. Dies sorgte dafür, dass Goalie Binnington nach dem fünften Tor ersetzt wurde. Die Blues konnten nur zum 4:1 bzw. 5:2 etwas Ergebniskosmetik betreiben. Beachtenswert: Verteidiger Krug wird der erste Bruins-Spieler mit vier Punkten in einem Stanley-Cup-Finale.
Spiel 4: Die Blues zeigten sich unbeeindruckt von der Klatsche in Spiel 3 und gleichen die Serie aus. Es gelang ein perfekter Start mit dem Tor von O’Reilly nach 43 Sekunden, aber Coyle glich wieder aus. Tarasenko besorgte dann noch im ersten Drittel die erneute Führung für die Blues. Diese konnten auch die kalte Dusche des erneuten Ausgleichs bei eigenem Powerplay überstehen – erneut war es O-Reilly, der ein ganz wichtiges Tor erzielen konnte. Schenn besorgte dann per Empty-Netter den ersten Heimsieg in einem Finale für St. Louis. Auffällig: Beide Teams provozieren mit ihren Schüssen verstärkt Rebounds der beiden bisher sehr starken Goalies. Da scheinen beide Trainerstäbe ihre Hausaufgaben gemacht zu haben… Notiz am Rande: Die Bruins müssen sich um ihren Verteidiger Zdeno Chara Sorgen machen, der einen Handgelenkschuss aus nächster Nahe ins Gesicht bekam. Dieser saß zwar später wieder auf der Bank, wurde aber nicht mehr eingsetzt.
Spiel 5: Die Blues holen sich im psychologisch wichtigem fünften Spiel den Sieg und könnten damit zum ersten Mal überhaupt und dann noch zuhause den Stanley Cup holen. Die Bruins machten – mit der Beteiligung von Chara, der trotz Kieferbruch und mit Spezialhelm spielte – vor allem im ersten Drittel Druck und setzten Goalie Binnington erheblich unter Druck. Dieser konnte jedoch alle 17 Schüsse abwehren. Die Blues erzielten dann das erste Tor – erneut war es O’Reilly, diesmal nach einer schicken Vorarbeit von Sanford. Danach erspielten sich beide Teams gute Chancen und verteilten viele Checks, beachenswert was eine Rettungstat von Krejci auf der eigenen Torlinie. Im letzten Drittel erhöhten die Blues gar auf 2:0, ABER: Was trieb den Referee dazu, das vorherige Beinstellen an Acciari nicht zu pfeifen? Dieser war einige Sekunden aus dem Spiel und dies nutzte Perron eiskalt aus. Zwar erzielte Debrusk noch den Anschlusstreffer für die Bruins, aber die spielentscheidende Szene wurde zu Recht nach dem Game heftig diskutiert.
Spiel 6: Alles war bereit für die große Party und den ersten Stanley Cup in St. Louis überhaupt. Doch die Gäste erwiesen sich als harter Brocken. Lange war das Tor von Marchand bei 5:3-Überzahl der Bruins der einzige Treffer. Dank eines überragenden Penalty-Killings von Boston (4 von 4 in diesem Spiel und 17 von 18 in der gesamten Serie) und einer hervorragenden Leistung von Tukka Rask zog man gar im letzten Drittel auf 3:0 davon. Die Tore erzielten Carlo mit einem fiesen Aufsetzer und Kuhlman. Etwas Hoffnung bei den Gastgebern kam nach dem Tor von O’Reilly (wer sonst?) auf. Aber Pastrnak stellte schnell den alten Abstand wieder her. Es war dann Zdeno Chara, der mit einem empty-net-goal den Schlusspunkt setzte und sich selbst für seinen harten Einsatz belohnte – weiterhin spielt er mit gebrochenem Kiefer.
Seit 2011 gab es kein Spiel 7 im Finale mehr – nun hat Boston natürlich den Heimvorteil und die Chance, zuhause den Cup zu gewinnen.
Spiel 7: Sage und schreibe 52 Jahre mussten die Blues auf diesen Moment warten – dann erhielt Kapitän Alex Pietrangelo den Stanley Cup und die Feier in Boston und auch in Missouri kannte keine Grenzen mehr. Man hätte es ahnen können: zum vierten Mal in Folge wurde das entscheidende Spiel vom Auswärtsteam gewonnen. Zwar brachten die Bruins mehr Schüsse auf das Tor (33 zu 20), aber Binnington scheint in der Form seines Lebens zu sein. So dauerte es bis zur 57. Minute, als die Bruins das erste Mal den Rookie-Goalie überwinden konnten. Da stand es aber bereits 4:0 und die Blues bereiteten sich innerlich schon auf die Feierlichkeiten vor. Der Reihe nach: Das wohl wichtigste Tor in der Karriere von O’Reilly fiel im ersten Drittel, als er einen Schlagschuss von Bouwmeester entscheidend abfälschen konnte. Pietrangelo erhöhte gar auf 2:0 mit noch 8 Sekunden auf der Uhr. Lange rannten die Bruins dem Rückstand hinterher, Tore erzielten aber nur die Blues durch Schenn und Sanford. Somit endet der Lauf der Blues vom letzten Platz in der Liga zum Stanley Cupsieger innerhalb eines halben Jahres – eine Story, die jedem Drehbuchschreiber zu Recht um die Ohren fliegen würde.
Unbedingt auch lesen:
- Termine Stanley Cup Finale 2019
- St. Louis Blues gewinnen Stanley Cup 2019
- Finale der Eastern Conference
- Ausnahme: Man zeichnet sich für die letzte Staffel von „Game of Thrones“ verantwortlich, aber das gehört nicht hierher… [↩]