Chicago Blackhawks (1) vs
Boston Bruins (4)
Stand der Serie: 4-2
(4:3 n.V./1:2 n.V./0:2/6:5 n.V./3:1/3:2)
Vorschau: Im ersten Aufeinandertreffen zweier Original Six-Teams seit 1979 scheinen die Blackhawks favorisiert zu sein, konnten sie doch die President’s Trophy als punktbestes Team im Westen gewinnen. Im Gegensatz zu den Bruins aus der Eastern Conference konnten sie 14 Punkte mehr sammeln.
Doch das alles ist letztendlich Makulatur, denn die Bruins sind spätestens nach dem Sweep gegen die Penguins heiß und voller Selbstvertrauen. Nicht vergessen sollte man auch die Tatsache, dass hier der Stanley-Cup-Sieger des Jahres 2010 gegen den Champion 2011 spielt. Beide hatten also schon einmal die Hand am Pott und wollen dieses Gefühl mit Sicherheit noch einmal erleben.
Spiel 1: Bereits das erste Aufeinandertreffen bot für Fans nahezu alles, was Eishockey ausmacht. Und es wurden nicht drei, sondern gleich fünfeinhalb Drittel Sport geboten! Nach dem Spiel werden sich die Bruins wohl gefragt haben, wie sie das Ding noch verlieren konnten. Chicago kämpfte sich nach 0:2- und 1:3-Rückständen wieder ins Spiel und hatte sogar in der Overtime, in der Boston offensiver war und die eindeutigeren Chancen erspielte, das nötige Glück. Es war Andrew Shaw, der einen Schuss von Dave Bolland unhaltbar für Bruins-Goalie Rask abfälschte. Zuvor trafen zweimal Lucic und Bergeron, für Chicago erzielten Saad, Bolland und Oduya die Tore.
Spiel 2: Auch das zweite Match konnte erst in der Overtime entschieden werden. die Blackhawks legten ein furioses erstes Drittel hin, was die Statistik eindrucksvoll mit 19:4 Schüssen belegt. Dennoch sprang nur ein Tor von Sharp heraus, da Tukka Rask alle anderen Chancen zunicht machte. Im zweiten Drittel kamen die Bruins besser ins Spiel und erzielten prompt den Ausgleich – Chris Kelly verbuchte seinen ersten Treffer der Playoffs. Beim 1:1 sollte es auch nach 60 Minuten bleiben. In der Verlängerung hatte Boston mehrere gute Chancen, darunter auch einen Lattentreffer eines gewissen Jaromir Jagr. Es war aber Paille, der nach 74 Minuten das Spiel zum 1:1-Ausgleich der Serie beendete. Damit war die neuformierte dritte Reihe mit Paille, Kelly und Seguin der entscheidende Schachzug von Headcoach Claude Julien geworden.
Spiel 3: Tukka Rask erlangt seinen dritten Shutout in den letzten sieben Spielen und dies deutet bereits darauf hin, dass die Defensive der Bruins das torgefährlichste Team der Western Conference im Griff hatte. So genügten zwei Tore im zweiten Drittel von Paille und Bergeron – Jaromir Jagr übrigens mit seinem achten und sehenswerten Assist – um das Spiel zu entscheiden. Vielleicht war das Fehlen von Marian Hossa, der sich vermutlich beim Aufwärmen verletzte, die entscheidende Schwächung der Blackhawks.
Spiel 4: Haben die Blackhawks den Schlüssel gefunden, mit dem sie den Bruins ihr eigenes, offensives Spiel aufzwingen können? Nach einem bisher eher torarmen Finale scorten beide Teams in Spiel 4 fleißig und lieferten elf Treffer ab. Besonders das zweite Drittel konnte mit fünf Toren aufwarten. Chicago hatte von Anfang an den Vorteil, aus der Führung heraus spielen zu können. Boston konnte im Spielverlauf nur ausgleichen, zwang Chicago aber in die Verlängerung. Dort war Seabrook der glücklichste Mann, als er nach 70 Minuten Rask zum sechsten Mal an diesem Abend überwinden konnte.
Spiel 5: Die Blackhawks nutzen das Heimrecht und gehen in der Serie, die nun ein „best of three“ geworden ist, in Führung. Patrick Kane entschied das Spiel mit seinen beiden Treffern im Alleingang. Beim ersten Tor nutzte er einen Abpraller, der durch einen Schlägerbruch von Dennis Seidenberg entstand. Kane konnte im zweiten Drittel nach einem klugen Pass, der ihn nah am gegnerischen Tor in Szene setzte, per Rückhand treffen. Im letzten Drittel erzielte Bostons Verteidigergigant Chara zwar noch den Anschluss, doch als die Bruins dann Rask vom Eis nahmen, nutzte Bolland die Chance und zerstörte die letzten Hoffnungen.
Spiel 6: Ein würdiges Finale findet in den Chicago Blackhawks seinen Gewinner. Einziger Wermutstropfen für alle neutralen Fans: Es wird kein siebtes Spiel geben, aber auch so war die Spannung kaum zu überbieten. Es fing gut an für die Bruins, die in Kelly den ersten Torschützen des Abends stellten. Toews glich mit dem einzigen Tor des zweiten Drittels jedoch aus. Und als Lucic dann acht Minuten vor dem Ende das 2:1 markierte, schien das siebte Spiel zum Greifen nah. Doch dann geschah das, woran sich Fans noch Jahre später erinnern werden – Chicago nahm Goalie Crawford vom Eis und drehte das Spiel binnen 17 Sekunden durch Bickell und Bolland. Ein Doppelpack nur eine Minute vor Spielende, das dürfte optimales Timing sein! Bei diesem Spielstand blieb es auch, die Blackhawks gewinnen nach 2010 erneut den Stanley Cup und eine verkürzte NHL-Saison geht damit zu Ende.