Ähnlich wie in der DEL erleben wir auch in der NHL eine Freak-Saison. Weder die Capitals, Sharks, Red Wings oder die Penguins stehen im Finale, sondern zwei Überraschungsteams, die ihren Lauf teilweise erst mühsam in den Playoffs erreichten. Die Flyers qualifizierten sich erst im letzten Spiel im Penaltyschiessen für die Playoffs, lagen in der Serie gegen die Bruins mit 0:3 Spielen hinten, leben aber immer noch. Chicago eliminierte im Conference Finale mal eben das beste Team im Westen mit einem Sweep. Es ist auch das Duell zweier Torhüter, die überraschend herausragend konstante Leistungen bieten. Von Rookie Antti Niemi konnte man noch nicht viel erwarten, er zeigte seine besten Leistungen aber stets dann, wenn es knapp wurde. Michael Leighton, eigentlich nur aufgrund diverser Verletzungen ins Team gerutscht, weist bereits jetzt drei Shutouts in seiner Statistik auf.
Und dann wäre da noch die Geschichte von Marian Hossa, der zum dritten Mal in Folge im Stanley Cup-Finale steht. 2008 verlor er als Mitglied der Pittsburgh Penguins gegen die Detroit Red Wings und wechselte mit der Intention des Cupgewinns zu eben diesen. Im folgenden Jahr stand er wie geplant erneut im Finale und verlor gegen seine früheren Teamkollegen. Wird in diesem Finale ein neues tragisches Kapitel hinzugefügt oder schaffen es die Blackhawks, die Hossa Hex zu überwinden?
Als die Flyers das letzte Mal den Stanley Cup gewannen, kam „Taxi Driver“ in die Kinos und die Zeitschrift „YPS“ lag zum ersten Mal am Kiosk aus. In Chicago hielt man die begehrte Trophäe hoch, als Juri Gagarin der erste Mensch im Weltraum war und die Berliner Mauer gebaut wurde. Alles also schon etwas länger her, daher ist die Erwartungshaltung der Fans umso größer.
Chicago Blackhawks (2. West) vs Philadelphia Flyers (7. Ost)
Stand der Serie: 4-2
(6:5/2:1/3:4 n.V./3:5/7:4/4:3 n.V.)
Spiel 1: Wie war das noch mit den konstanten Leistungen der beiden Torhüter? Das war nicht beider bester Tag, aber dem neutralen Zuschauer dürfte ein Spiel mit insgesamt elf Toren gefallen haben. Ein Blick auf die Scorerliste offenbart, dass das Spiel nicht von den Top-Spielern entschieden wurde. Weder Mike Richards, Jeff Carter oder Simon Gagne noch Jonthan Toews, Patrick Kane oder Dustin Byfuglien konnten auch nur einen Punkt verbuchen. Viermal wechselte die Führung, fünfmal wurde jeweils der Ausgleich erzielt, bereits nach dem zweiten Drittel stand es 5:5. Das einzige Tor im letzten Drittel entschied die wilde Fahrt und wurde von Thomas Kopecky erzielt, der nur aufgrund der Verletzung von Andrew Ladd spielte. So kann das ruhig weitergehen!
Spiel 2: Wieder ein knappes Ergebnis, aber das Offensivspektakel der ersten Begegnung wiederholte sich nicht. Erneut war auf Antti Niemi und seine Nervenstärke Verlass, mit 32 Saves hielt er den Vorsprung der Blackhawks vor allem zum Spielende fest. Zuvor trafen Marian Hossa und Ben Eager innerhalb von 28 Sekunden gegen Michael Leighton, der sich ebenfalls von seiner nicht guten ersten Partie erholt zeigte. Mehr als der Anschlusstreffer durch Simon Gagne in der 46. Minute war für die Flyers an diesem Tag aber nicht drin. Nun muss man sich auf seine Heimstärke verlassen.
Spiel 3: Zweimal lagen die Flyers in Front, konnten den Vorsprung aber nicht verteidigen – das erste Tor fiel in Überzahl, bemerkenswert dabei die Vorarbeit im Fallen von Scott Hartnell. Die zweite Führung kam erst durch Videobeweis zustande, allerdings war der Puck eindeutig hinter der Torlinie. Als die Blackhawks durch Patrick Kanes Alleingang mit 3:2 in Führung gingen, folgte die Antwort von Philadelphia nur 20 Sekunden später durch ein Tor von Ville Leino. Die Verlängerung musste über den Sieger entscheiden und dies geschah ziemlich schnell. Gerade einmal sechs Minuten waren gespielt, als Claude Giroux traf.
Spiel 4: Tatsache, die Flyers gewinnen auch das zweite Heimspiel der Serie und gleichen aus. Mike Richards und Matt Carle erzielten die beiden ersten Tore, Chicago konnte durch Patrick Sharp verkürzen, ehe Claude Giroux noch im ersten Drittel auf 3:1 erhöhte. Das 4:1 von Ville Leino sorgte für eine gewisse Ruhe in Philadelphia, die wohl dazu verführte, das Spiel etwas lockerer anzugehen. Prompt wurde es durch zwei Treffer von Dave Bolland und Brian Campbell noch einmal spannend. Jeff Carter traf dann aber ins von Antti Niemi verlassene Tor und stellte damit den 5:3-Endstand her. Nun geht die Serie wieder nach Chicago.
Spiel 5: Der Heimvorteil bleibt in dieser Serie das entscheidende Argument. Chicago gewinnt dank eines starken ersten Drittels, als innerhalb von 5:58 Minuten Brent Seabrook, Dave Bolland und Kris Versteeg trafen. Danach fielen die Tore immer schön abwechselnd, so dass die Blackhawks ihren Vorsprung über die Zeit bringen konnten. Die Reihenumstellung beim Heimteam -die erste Reihe mit Byfuglien, Jonathan Toews und Patrick Kane wurde gesprengt- war ein erfolgreicher Schachzug, auf den Philadelphia keine Antwort geben konnte.
Spiel 6: Im letzten Spiel der NHL-Saison kehrte noch einmal Dramatik ein. Vier Minuten vor Spielende konnten die Flyers durch Scott Hartnell zum 3:3 ausgleichen, was die Verlängerung bedeutete. Diese dauerte jedoch nicht lange, weil Patrick Kane die zweite Torchance nutzte und Michael Leighton aus unmöglichem Winkel überwinden konnte. Zwar herrschten anfangs Zweifel, doch der Videobeweis erbrachte den Chicago Blackhawks nach 49 langen Jahren endlich wieder den Besuch von Lord Stanley. Und der schaut nach zwei erfolglosen Versuchen auch bei Marian Hossa vorbei.
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Die Blackhawks als „Überraschungsteam“ zu betitel ist schon mutig ;-)
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Du hättest VOR der Saison wirklich auf Chicago im Finale getippt, die mal eben die Sharks mit 4 Spielen in Urlaub geschickt haben?! Bei soviel Eishockeykompetenz wundert es mich schon, dass du nicht beim WM-Tippspiel mitgemacht hast. Ha! ;-)
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Chicago hat schon zu Beginn der Saison als potentieller Finalteilnehmer gegolten.
Und nein, vor der Saison hätte ich nicht auf einen Sweep getippt. Dachte es geht über 5 Spiele ;-)
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Okay, die Playoff-Schwäche der Haie, äh Sharks ist ja mittlerweile legendär. Dennoch habe ich Chicago nicht in so souveräner Manier im Stanley Cup-Finale erwartet. Für mich bleibt das eine Überraschung. So! ;-)
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Gerade in der Rückschau ist das überraschend gewesen. Ich könnts mir immer wieder angucken ;)