Und jährlich grüßt Marmota marmota: Man sollte es nicht für möglich halten, aber die Funktionäre des Sportes, der einmal als Eishockey bekannt war, wiederholen den Fehler, den sie auch letztes Jahr begangen haben. Die gute Laune über die tolle WM mit Siegen über Russland und die Slowakei weicht nun dem ständig schwelenden Ärger zwischen Liga und Verband. Jede Gelegenheit, ins Fettnäpfchen zu treten, wird auf beiden Seiten konsequent ausgenutzt. Ob es nun Kompetenzstreitigkeiten sind oder die Diskussion um die Person des Bundestrainers – für Unterhaltung ist erneut gesorgt. Wir wiederholen ebenfalls den Fehler das Sommertheater aus dem letzten Jahr und sammeln alle Meldungen. Wir erwarten ein Drama in mindestens fünf Akten, Aufführungen erfolgen spontan im Zeitraum von Mai bis September. Vorhang auf!
11.05.: Die Fronten zwischen DEB und DEL verhärten sich. Mit dem Erfolg der Nationalmannschaft scheinen auch die Begehrlichkeiten der Liga zu wachsen, diese zu kontrollieren. Mit dem Hinweis auf das Geld, das man an den Verband überweise, fordert DEL-Aufsichtsratchef Arnold:
Es kann jedenfalls nicht sein, dass eine professionell aufgestellte DEL indirekt von Landesverbänden, die auf den Amateursport fokussiert sind, dominiert und gesteuert wird.
DEB-Präsident Uwe Harnos reagierte auf den Entwurf des neuen Kooperationsvertrags mit der Androhung, die DEL würde eine „wilde Liga“ werden, falls eine Einigung nicht möglich sei. Dem hält Arnold entgegen, dass gleichzeitig auch die Nationalmannschaft nur aus Amateuren bestehen dürfe. Der alte Kooperationsvertrag endete am 30. April.
12.05.: Obwohl noch vor ein paar Wochen eine Verlängerung des Vertrags mit Uwe Krupp als Nationaltrainer vom DEB ausgeschlossen wurde, scheint nichts unmöglich. Eventuell liegt es auch an der Tatsache, dass der DEB von sechs Trainern einen Korb bekam, als er die Stelle ausschrieb.
14.05.: Die DEL scheint uneins zu sein über die Doppelfunktion Uwe Krupps als National- und Vereinstrainer. Die Reaktionen reichen von „das macht überhaupt keinen Sinn“ (Marco Stichnoth) bis „lächerliche Diskussion“ (Lorenz Funk).
24.05.: Nun soll ein Kompetenzteam – welcher Wortteil unangebracht erscheint, darf jeder selber entscheiden – den Bundestrainer suchen. Auf DEL-Seite steigen Lee, Fliegauf und Hopp in den Ring, vom DEB darf vorerst nur Präsident Harnos mitspielen. Nur wenig später zeigt sich der DEB verärgert von dieser durch die DEL veröffentlichte Meldung. Das Gremium und deren Mitglieder hätten vorerst geheim bleiben sollen, so Harnos:
Das ist Politik und Strategie, das hat mit partnerschaftlichem Verhalten zweier Parteien auf Augenhöhe nichts zu tun. Ich kann da nur mit dem Kopf schütteln. (…) Ich erwarte, dass man bei künftigen Gesprächen wieder fairer mit uns umgeht. Wir dürfen jetzt nicht die beleidigte Leberwurst spielen. Den Rat kompetenter Fachleute nehmen wir immer an.
Ob die Doppelrolle von Krupp als Bundes- sowie als Vereinstrainer der Kölner Haie nun doch wieder diskutiert wird, erscheint aufgrund der wirren Nachrichtenlage unklar. Die DEL kontert in Form von Jürgen Arnold: „In jedem Fall setzt der DEB sein schwer verständliches Kommunikationsverhalten der WM nahtlos fort“ und Gernot Tripcke: „Auf die Aussagen von Herrn Harnos kann sich jeder seinen eigenen Reim machen. Er ist gut beraten, die Meinung der Fachleute aus der Liga ernst zu nehmen.“
26.05.: Der DEB fühlt sich in der Diskussion nicht ernst genommen, überreicht aber einen Katalog an die DEL, nach dem der neue Kooperationsvertrag ausgearbeitet werden soll. Die Kernpunkte sind dabei Auf- und Abstieg, Modifizierung des 9000-Punkte-Plans sowie die Förderung des Nachwuchses. Interessant klingt dies: „So sollte nicht zuletzt auch die Meinung der Eishockeyfans – zuletzt vergrault durch manch erstaunliche Entscheidungen – als Kundschaft der Vereine und Sponsoren bzw. Werbepartner respektiert und in den Entscheidungs-prozess mit einbezogen werden.“
31.05.: Die Verpflichtung des Schweizers Jakob Kölliker als Bundestrainer ist gerade einmal offiziell bestätigt, da meldet sich die DEL zu Wort, die sich „übergangen“ fühlt. DEB-Präsident Harnos wartet nicht auf das Kompetenzteam und zieht den ehemaligen Assistenten von Ralph Krueger aus dem Hut. DEL-Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Arnold kommentiert lapidar:
Inhaltlich und sportfachlich möchten wir die Entscheidung nicht kommentieren. Wir stellen lediglich fest, dass die DEL in eine beide Parteien betreffende Entscheidungsfindung trotz diverser Angebote hochrangiger Fachleute erneut nicht eingebunden wurde.
Andere Baustelle: In Hoffnung auf den neuen Kooperationsvertrag zwischen DEL und DEB stellt der Meister der zweiten Liga – die Ravensburg Towerstars – einen Aufnahmeantrag in die DEL. Zwar hat der Internationale Sportgerichtshof CAS noch im April entschieden, dass alleine die Liga über Zu- und Abgänge entscheiden kann, aber man hofft auf „guten Willen“ seitens der DEL, wenn es um die Voraussetzungen an diesem Standort geht. Geschäftsführer Peter Horne hat zumindest den Tonlaut der DEL-internen Diskussionen bereits verinnerlicht:
Einige Herrn in der DEL sitzen da oben auf ihren hohen Rössern und blicken mit einer abgrundtiefen Arroganz auf all das, was sich unter ihnen abspielt. Das ist ungeheuerlich.
19.06.: Den vollmundigen Ansagen folgen relativ dürftige Fakten – so sickerte durch, dass die Ravensburger die benötigte Bürgschaft in Höhe von 800.000 Euro nicht hinterlegt haben und wohl auch bei der 9000-Punkte-Regel ein wenig großzügig waren. So ist es auch kein Wunder, dass der Antrag auf eine DEL-Lizenz abglehnt wird. Entgegen der ersten Ankündigungen soll aber kein gerichtliches Nachspiel erfolgen, obwohl die DEL die sportliche Qualifikation der Tower Stars anzweifelte, an der es aber eigentlich nichts zu rütteln gab. Letztlich konstatiert der sportliche Leiter Jäger:
Ein Lizenzierungsverfahren, bei dem der negative Ausgang schon im Vorfeld feststeht, ist letztlich eine Farce.
28.06.: Völlig überraschend nimmt man bei der DEL den bis dato zensierten Begriff „Auf- und Abstieg“ in den Mund. Kein Geringerer als Gernot Tripcke denkt laut – also öffentlich – über Relegationsspiele nach. Auf ein entsprechendes Modell hätte sich die DEL geeinigt, nun legt man das Konzept dem DEB vor, der noch zustimmen müsste. Rückt damit eine sportliche Entscheidung über die Ligazugehörigkeit wieder in den Vordergrund?
Und völlig bizarr wird es, als „eine neue Sachlichkeit“ bei den Diskussionen zwischen DEL und DEB angekündigt wird. Damit konnte keiner rechnen! Mit ersten Ergebnissen wird in zwei bis drei Wochen gerechnet, allerdings – und da kommt der Haken – sei es unwahrscheinlich, dass die getroffenen Regelungen aufgrund der fortgeschrittenen Saisonplanung schon zur Saison 2011/2012 greifen werden.
05.07.: Von Sachlichkeit zur Eskalation in sieben Tagen, das schafft nicht jeder! Aufgrund des nicht vorhandenen Kooperationsvertrages droht den DEL-Clubs der Entzug der Genehmigung, an internationalen Duellen teilzunehmen. Davon sind vor allem die „European Trophy“-Teilnehmer, die Adler Mannheim sowie die Eisbären Berlin betroffen, aber auch alle anderen Vereine, die im Rahmen der Saisonvorbereitung international antreten wollen.
Eine eilig hinterhergeworfene Korrektur macht zwar klar, dass letzte Meldung vom IIHF ausging und nicht vom DEB, der die Information lediglich an die DEL-Vereine weitergeleitet habe. Die Situation bleibt aber unverändert.
Parallel wird bekannt, dass die Vereine der zweiten Liga das vorgeschlagene Relegations-Modell der DEL ablehnen, weil dieses an bestimmte, auch nicht-sportliche, Bedingungen geknüpft ist. Mit dieser Entscheidung kann man sich aber auch Zeit lassen, frühestens soll eine Relegation in der Saison 2013/2014 stattfinden.
06.07.: Bereits im Juli weiß der geneigte Eishockeyfan, dass in der Liga seines Vertrauens künftig 14 Vereine spielen werden. Die DEL-Saison 2011/2012 wird am 16. September beginnen.
12.07.: Die Verhandlungen scheinen nicht allzu gut zu verlaufen, denn der DEB sieht sich offensichtlich genötigt, seine Standpunkte auf der verbandseigenen Seite zu erläutern. Die wichtigsten Punkte haben alle wohl schon einmal gehört: Verzahnung der Ligen (kennt man aus anderen Sportarten unter dem Begriff „Auf- und Abstieg“), eine koordinierte Jugendarbeit und mehr Zeit für das Aushängeschild Nationalmannschaft. Zudem wird auf die Konsequenzen eines Spielbetriebs ohne Kooperationsvertrag hingewiesen.
Und jetzt lehnen wir uns alle entspannt im Liegestuhl zurück und warten auf die Antwort aus der Kölner DEL-Zentrale…
15.07.: Die Vorschläge der DEL wurden auf der Versammlung der ESBG einstimmig abgelehnt. Zeitpunkt und erstmaliges Ausspielen der Relegation sind für die Vereine der 2. Liga nicht akzeptabel, allerdings wurde der DEL ein erneuter Vorschlag unterbreitet. Wiederum appelliert man an die Kompromissbereitschaft, um den „worst case“ abzuwenden.
22.07.: Die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages wird vermeldet, nach dem die DEL gefühlt als großer Gewinner den Verhandlungstisch verlässt. Zukünftig wird die Nationalmannschaft paritätisch von DEL und DEB geführt, womit der DEB einen Teil der Verantwortung an seinem Flaggschiff auf die Liga überträgt. Damit sind Befürchtungen, die DEL könnte als „wilde Liga“ eingeordnet werden, vom Tisch, auch die internationalen Testspiele einiger Vereine sind damit nicht gefährdet.
Beim Thema Auf- und Abstieg konnte dagegen keine Einigung erzielt werden. Der Vorschlag der DEL wurde von den Vereinen der zweiten Liga aus bekannten Gründen (s. 15.07.) abgelehnt. Da der neue Kooperationsvertrag bis 2018 gilt, dürfte sich dieses Thema auf längere Zeit erledigt haben. Eishockey-Deutschland ist enttäuscht, aber nicht überrascht…
26.07.: Als Reaktion auf den neuen Kooperationsvertrag beschließen die Vereine der zweiten Liga, ihrerseits die Kooperation mit der DEL zu beenden. Testspiele gegen DEL-Vereine wurden abgesagt, zudem wird es keinen Austausch von Förderlizenz-Spielern mehr geben.
02.08.: DEB-Präsident Harnos tritt noch einmal nach und gibt den Vereinen der zweiten Liga die Schuld daran, dass Auf- und Abstieg erst 2018 wieder verhandelt werden dürften.
17.03.2012: Nach langer, langer Zeit wieder ein Update: Der bereits im Juli ausgehandelte Vertrag wurde nun offiziell von DEL und DEB unterzeichnet. Bis 2018 sollte somit Ruhe zwischen beiden Verbänden herrschen. Wir lassen uns jedoch auch gerne vom Gegenteil überzeugen…
Unbedingt auch lesen:
- Keine Schnellschüsse!
- Sommertheater 2013: 2. Liga probt Aufstand
- Auf- und Abstieg in der DEL: Fällt bald die Entscheidung?
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gute zusammenfassung… allerdings ist die geschichte noch nicht zu ende… der vertrag ist bis heute noch nicht unterschrieben………..
gruß
ein vom verband verkaufter fan eines zweitligisten
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