Vorwort
Das war es also leider schon wieder, das beste Eishockey-Turnier, was uns nur alle vier Jahre geboten wird, ist schon wieder zu Ende. Kanada als Olympiasieger gelang die Titelverteidigung und wir verspüren wieder diese Leere, die uns (früher) auch beim Play-Off-Aus schon überkam. Zeit für einen kleinen Rückblick:
Fangen wir mit den Flops an: Zunächst wäre da das russische Abschneiden, was so schwach war, dass es sicher an vielen Orten für Enttäuschung sorgte. Und dann lässt Herr Putin nicht mal während Olympia die Damen von Pussy Riot in Ruhe. Warum hat der ungekrönte Zar solche Angst? Was ist mit dem Olympischen Frieden wie es ihn im Altertum gab? Mal die Waffen ruhen lassen und so… Dann zeigten ARD und 2DF kein (Herren-)Eishockey, dafür lieber gedopte Biathleten und anderen langweiligen Kram, auf den wir nicht weiter eingehen wollen, siehe ganz oben rechts auf dieser Seite. Und schließlich, wo waren jetzt die russischen Akzente, die man hätte erwarten können? Mit Ausnahme der Eröffnungsfeier gab es kaum Bezug auf den Gastgeber. So hätten diese Spiele auch auf einem anderen Kontinent stattfinden können und keiner hätte es gemerkt. Neuigkeiten scheint es da eher auf dem beliebten Gebiet des Dopingsports zu geben: Durch eine Xenon-Therapie kann die körpereigene EPO-Produktion angekurbelt werden. Zu spät für Ulle und Co!
Kommen wir lieber schnell zu den Tops dieses olympischen Eishockeyturniers. Als erstes möchten wir da den slowenischen Teamgeist nennen, wenn ein Land mit knapp 150 Eishockeyprofis so beherzt aufspielt, dann ist zu hoffen, dass sich andere kleine Eishockey-Nationen davon anstecken lassen. Vielleicht auch der DEB? Dann ist der finnische Einsatz zu loben, welcher es der Mannschaft ermöglichte, im Viertelfinale den Russen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Vermutlich wurde hier die Kraft verloren, der für einen Finaleinzug nötig gewesen wäre, aber anders hätte es nicht Bronze gegeben. Und zuletzt sei noch Österreich erwähnt, wo neben einem Hattrick auch ein respektabler neunter Platz nach der Vorrunde rausgesprungen ist.
Das Turnier ging selbstredend nicht ohne Spitzenleistungen über die Bühne. Teemu Selänne war schon vor Sotschi so was wie der Wayne Gretzky der Winterspiele, mit 37 Scorerpunkten (20 Tore, 17 Assists) hielt er bereits den Rekord, legte dann aber noch nach und wurde der älteste Torschütze bei Olympia. Mit stolzen 43 Jahren! Und im Bronzespiel erhöhte er noch auf insgesamt sechs Scorerpunkte (4 Tore, 2 Assists), um auf… das war doch kein Zufall!
Die Überraschung der Spiele ist auch schnell benannt, so war sicher nicht zu erwarten, dass Slowenien die Slowakei – immerhin Mitglied der Big Seven – schlägt. Die Letten waren natürlich auch nicht schlecht, das war echt knapp gegen Kanada im Viertelfinale, aber denen traut man es doch irgendwie auch zu. Die Enttäuschung des Turnies ist im Grunde mit den Flops schon erwähnt, denn dass die Herren Ovechkin und Malkin derart unauffällig bleiben, überrascht schon.
Als Pfiff des Turniers möchten wir die unglaublich schnelle Torentscheidung auszeichnen, als der Puck von der Torkamera abprallte und wieder aus dem Kasten flog. (Weiß jemand das Spiel?) Zweiter Sieger in dieser Kategorie ist das Tor mit auf dem selbigen liegenden Puck, der hoch geschlagen wurde, was aber wegen hohen Stocks nicht gegeben wurde. Aber die Schiedsrichterleistung war natürlich generell großartig. Oder gäbe es eine Szene, die für Aufregung gesorgt hätte?
Sicher das Kuriosum von Sotschi waren die Spielerinnen, die über den Vorplatz der Hallen gerollt wurden, weil die Umkleiden noch nicht fertig waren. Die Vorbereitungszeit war aber auch wieder knapp bemessen. Wie es scheint, waren auch die Wege weiter als gedacht, schließlich gab es immer wieder das Bild von radelnden Topspielern auf dem Klapprad bei der Ankunft in der Spielstätte.
Dagegen sind die Zuschauer diesmal nicht wirklich aufgefallen, aber wir waren ja auch nicht dort. Sie wirkten eher verhalten, aber was will man auch machen, wenn man in den Unterbrechungen ständig Musik hört? Es kam nur dann Bewegung in die trägen Massen, wenn man eine Kamera auf sich gerichtet wusste. Wo war die Kiss-Cam? Und Anfeuerungen von Nationalmannschaften sind halt generell eher eintönig und das ewige Rassia, Rassia! Konnte man irgendwann auch nicht mehr hören.
Bei den Musikeinspielungen gab es nicht die gewohnten Klassiker aus dem Repertoire der WM-Turniere, sondern bekannte Melodien per Schweineorgel. Ausgefallen. Bei der TV-Übertragung war der Kommentar wie immer, die Urteile scheinen hier weit auseinander zu gehen, während die Werbung in den Pausen von unterirdisch (wir wollen da mal keine Namen nennen) bis genial (Goodgame Empire) war. Kommen wir zur Galeerenwertung, es waren Keine Trommeln in den Stadien zu hören, daher fällt sie diesmal aus. Wurden sie von Putin verboten?
Unser Zitat des Turniers lautet: „Die Kanadier sind leichtbeiniger“. Es scheint sich dabei um eine Berufsbezeichnung zu handeln, da klingt es im Ohr nach „Ich habe Leichtbeiniger gelernt/studiert.“
Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle auch das Tippspiel-Ergebnis bleiben, die Cvh-Runde wurde klar dominiert von Katarina und auch die zweite Frau in der Tippgruppe, Sarah, ließ die Experten aus der Cvh-Redaktion hinter sich zurück – Respekt. Die Fahne der Herren hielt alleine Urs hoch. Leider gab es sehr viele „Aufgaben“, vor dem nächsten Tippspiel werden wir daher alle auffordern, sich die Erinnerung einzurichten.
Persönliches Fazit
Es hat wieder viel Spaß gemacht, der Alk-Pegel hielt sich in Grenzen und der Kater war harmlos. Doch Goodgame Empire hat trotz allem keine Schangse gegen die Simpsons. Mit Kanada gewinnt der Top-Favorit, der seine Spiele sicher, aber auch schnörkellos über die Bühne brachte. Wo sind die alten Eishockey-Ergebnisse und Überraschungen geblieben? Früher waren die Kanadier schon froh, wenn beim Penaltyschiessen mal der Puck auf der eigenen Torlinie liegen blieb. (Kann schon mal passieren, wenn man die Vorzüge der landestypischen Alkoholvarianten kennenlernen möchte!) Dennoch bleibt ein kleines bisschen Enttäuschung zurück… Ebenso wie das Salz in der Suppe a.k.a. Tore, fehlte auch der Starfaktor. Ob Ovechkin oder Malkin, die Blässe blieb nicht bloß auf die Russen beschränkt. Auch Sid Crosby übte keine Dominanz aus, um dann im alles entscheidenden Moment dann doch seine Klasse zu zeigen. Für die großen Turniere scheint verstärkt die Devise „Team vor Stars“ zu gelten. Die Zeiten der Allüren scheinen vorbei zu sein. Integriert sich auch der mehrfache Millionär und arbeitet das Kollektiv gut, ist man als Team schwer zu schlagen. Ein kleiner Treppenwitz der Weltgeschichte, dass ausgerechnet in Russland das noch nicht verinnerlicht wurde.
Nachwort
Die Vorfreude auf Boing-Peng-Bumtschak hält sich im Rahmen, weil die Spiele kaum guckbar sein werden. Aber es gibt ja noch diese modernen Aufzeichnungsgeräte, die Bild und Ton für eine spätere Wiedergabe festhalten können…
Unbedingt auch lesen:
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Einen netten Rückblick habt ihr da zusammengeschrieben. Ich konnte mich darin durchaus wiederfinden. Beispielsweise als ich mich bei jedem Crosby-Wechsel auf irgendwas spektakuläres eingestellt habe, aber es ist nichts passiert. So als wenn man zu Weihnachten nur Socken bekommt. Herausgestochen aus der Riege der Stars (und von euch nicht erwähnt) ist meines Erachtens Oshie mit seinen gefühlten 200 Penalties gegen die Russen. Aber auch nur in dem Spiel so richtig. Generell war das Kollektiv wichtiger als die Stars, wie ihr es auf den Punkt bringt.
Übrigens: Die ARD hat zumindest das Finale der Herren gezeigt. Ohne Goldi Olympia gucken ist auch nicht so tragisch ;-)
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Hi,
auch wenn die ARD wenigstens das Finale gezeigt hat, so hätte man doch den Moderator in der Aussprache der verschiedenen Spielernamen schulen sollen – denn das war ja zum Teil richtig grausig mit anzuhören…
Grüße
Schwedenblog
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Was, die ARD soll das Finale übertragen haben, Ihr wollt uns wohl für dumm verkaufen!
@Florian: TJ Oshie haben wir natürlich vergessen, das stimmt, aber im Nachhinein war dieses spezielle Vorrundenspiel auch nicht mehr so wichtig.