Live-Eishockey gibt es gerade nicht, also schwelgen wir weiter in Erinnerungen:
Vor dem Spiel
Durch unseren last minute approach zum Thema World Juniors – Gut, es wurden genug Tickets vor dem Stadion vertickt, aber wenn wir einmal einen Kurs eingeschlagen haben, halten wir den auch! – gelang es uns, die Monster-Begegnung Schweden – Kasachstan mitzunehmen. Wie es sich für Eishockey-Touristen – nicht Dritteltouristen – gehört, haben wir vor dem ersten Bully noch eine Runde Shopping in einer Mall und Sightseeing in Downtown Victoria absolviert. Für uns die erste Sensation des Tages, im Einkaufszentrum flimmerte der Spengler Cup über die Bildschirme. Bewegtbilder von einem Turnier, dass in der Heimat quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet!
Dann da erschien er uns! Auf der Douglas Street, auf halbem Weg zur Spielstätte wurden wir von Captain Canada an der Ampel überrollt… überholt. Wir waren völlig perplex. Und so war er es auch, der die alleinige Schuld trug, dass ich Im Umlauf der Arena, direkt vor der Tür des Merchandise-Shops, fast in Franz Reindl gerannt wäre. Captain Canada stand da irgendwo zwischen den Fanartikeln und durchstöberte das Angebot. Wer hätte gedacht, dass er unser profanes Interesse an Merchandise teilt?
Das Spiel
Was war das für ein Auftritt! Wir erlebten Einsatzfreude, Leidenschaft und Hingabe – die Kasachen wollten dieses Turnier offensichtlich spielen, allein ihr Talent reichte nicht. Die Schweden auf der anderen Seite… Dazu ist nicht viel zu sagen, es war ein „wollen nicht“ gegen „können nicht“. Sind die Schweden schon im Juniorenbereich so phlegmatisch? Kasachstan war froh überhaupt ins gegnerische Drittel zu kommen und hat den den Puck dort bereitwillig den Schweden zugespielt. Viel gemacht haben sie daraus nicht.
Im eigenen Drittel legten die Blauen ein erschreckendes Abwehrverhalten an den Tag, was dem Gegner ermöglichte dort zu kreuzen wie bei einer Regatta. Der Goalie des kasachischen Teams stand im Grunde ohne Defense da, umso beeindruckender seine Leistung. Für uns ganz klar der auffälligste Spieler der Partie. Am Ende ein unerwartet knappes 4:1, da hätte mehr passieren dürfen.
Nach dem Spiel
Wie schon während des Spiels waren die Fast-Food-Stände auch nach dem Spiel überlastet, mit so vielen Touristen hatte wohl niemand gerechnet. Neben Hungrigen verstopften auch die Vorboten des Abendspiels die Wege, hinter Krepp-Papier war bereits die Physio der USA im Gang im Gange. Wir steuerten dann zum Fanfest mit public screening in der Hütte gegenüber, die Halle des Victoria Curling Clubs war tatsächlich in „The Cabin“ umgetauft worden. Direkt unter den Augen der Polizei nebenan, hielt sich Chaos beim Essen in Grenzen und so gesättigt wurde uns dann Kanada-Russland auf mehreren Leinwänden serviert. Auch wenn das Resultat am Ende nicht das war, was sich die Kanadier erhofft hatten, wurde wenigstens ins neue Jahr gefeiert. Happy New Year!
Zum Nachspiel der Partie gehört auch der nächste Tag, als wir uns, nach einigen automobil bedingten Abenteuern, noch zum Fan-Talk beim Chinesen einfanden. Wir setzen uns zielstrebig zu den Finnen am Nebentisch, später sollten wir sie beim Halbfinale im Publikum sehen, und wurden von den Victorians am anderen Nebentisch in ein Gespräch verwickelt. Zunächst wurden wir zwar für Schweizer gehalten, aber ansonsten war die Eishockey-Expertise beeindruckend. Oder für Kanada eben normal. Wir erfuhren „Victoria adopted Kazackhstan“, sowas in der Art haben wir uns gedacht, die Unterstützung für den Underdog hatten wir rausgehört, ja.
Unbedingt auch lesen:
- Viertelfinale: Schweden – Tschechien
- IIHF World Juniors 2019: Russland – Schweiz
- WM 2010 Spiel um Platz 3: Schweden – Deutschland