Einleitung
Nach Einstieg und Erwerb des fortgeschrittenen Wissens in den ersten beiden Teilen nähern wir uns dem Bereich der Professionalität. Mit nur wenigen weiteren Schritten ist der engagierte Beginner bald nicht mehr von den Experten (auch Altfan genannt) zu unterscheiden.
3. Wissen für den ambitionierten Neufan
Bevor wir allerdings in medias res gehen, noch ein Hinweis: Den authentischen Altfan gibt es ohnehin eigentlich nur in Düsseldorf, auch wenn es der Liebhaber des obergärigen Gerstensaftes beim Eishockey in der Landeshauptstadt wahrlich nicht leicht hat.
Doch nun zum Feinschliff, aufgeteilt in vier Aspekte:
a.) Enthusiasmus zeigen mit den richtigen Sprachbildern
Sätze wie „Es ist nie zu spät für ein frühes Tor“, wenn es Mitte des Spiels immer noch 0:0 steht oder „Hoch gewinnen wir heute nicht mehr“, wenn das eigene Team hoffnungslos hinten liegt, sind aus anderen Sportarten bekannt, doch der Pucksport hat seine ganz eigenen Floskeln, mit denen die eigene Sachkenntnis zu untermauern ist.
I. „Aber nimmer lange!“ – Beliebte drei Worte, wenn das Team nach einer Strafzeit wieder komplett (Antwort auf das noch beliebtere „Na und?“) ist oder die letzte Minute angebrochen ist.
II. „Nimm den Torhüter raus!“ – Diese Aufforderung ist am besten gleich zu Anfang des letzten Drittels zu platzieren, selbst wenn es doch nur unentschieden stehen sollte.
III. „Du musst das kleine Schwarze mitnehmen!“ – Was der Laie für einen Moderatschlag hält, ist in Wahrheit eine Art Trainer-Anweisung im Falle eines selbstverschuldeten Puckverlusts.
IV. „Der kann doch gar nicht Schlittschuhlaufen!“ – Viele Augen verfolgen Stocktechnik und Vollendung im Abschluss, doch selten fällt auf, dass ein Spieler die Grundvoraussetzung nicht erfüllt. Weisen Sie auf diese Unzulänglichkeit hin!
V. „Bei Vier gegen Vier ist die technisch stärkere Mannschaft im Vorteil.“ – Teamgeist, Entschlossenheit, Motivation und letztlich auch Glück spielen an der Stelle keine Rolle.
b.) Rituale
Durch das Partizipieren an den Ritualen verwächst man noch schneller mit der Fanszene. Doch das Zeremoniell erfordert fortgeschrittene Kenntnisse, der Laie ist hier schnell überfordert.
Gerne lassen sich Ordner in Diskussionen verzetteln. Statt ihren Anweisungen Folge zu leisten, so was machen nur Anfänger, kann der gewiefte Einsteiger auch mit dem Personal die Situation erörtern. Insbesondere, wenn es um die eigene Platzwahl geht. Dabei kann auf zuvor gelernte Floskeln zurückgegriffen werden: „Wir sind alle Eishockey-Fans!“
Ein Klassiker auf diesem Gebiet ist auch das Gehen, bevor das Spiel zu Ende ist. Egal ob die neue eigene Mannschaft hoffnungslos zurück liegt oder das Spiel noch spannend werden könnte, ab Minute 57 gehört das Verlassen der Spielstätte zum guten Ton.
c.) Das Spiel bewerten
Zu welcher Expertise der Neufan in der Lage ist, zeigt sich am leichtesten, in der Bewertung der Spiels und der auftretenden Situationen.
Merke etwa, jeder Puck, der in die Hand des Torhüters findet, ist Teil eines sogenannten „Riesensaves“ und das sollte auch jedes Mal wieder artikuliert werden.
Untrügliches Zeichen für Fachwissen zeigt sich in der Begeisterung für Tore, die aus dem Rumgestocher vor dem Tor fallen. Konter, schöne Kombinationen und ausgenutzte Fehler des Gegners sind nix dagegen!
Und worum man keinesfalls herum kommt, ist auf die derzeitige Liga zu schimpfen, Söldner zu beleidigen und überhaupt das Verkommen des modernen deutschen Eishockeys zu beklagen. Hier sind dem Unflat keine Grenzen gesetzt.
d.) Tips und Tricks für Bonuspunkte
Selbsternannte Experten rufen eventuell einen Blog ins Leben, um darin unter Auslassung von Orthographie und Humor über den Pucksport zu schwadronieren. Hauptsache, es wird keine Linkwüste!
Das eigene Team gehört bedingungslos unterstützt, Zweifel sollten niemals aufkommen und jede Entscheidung der Club-Leitung ist zu befürworten. Linguisten, Psychologen und Molekularbiologen sprechen in diesem Fall gleichermaßen auch von der Supporter-Transformation.
Eine klare Stellungnahme ist auch via Merchandise möglich, Details wie Stil und Geschmack sind dabei außer Acht zu lassen.
Wer die Stimmung an sich reißen will, dem sei noch die Anschaffung eines Megaphons ans Herzen gelegt, denn irgendwann braucht man das Spiel nicht mehr verfolgen, sondern kann sich den wichtigen Dingen widmen.
Also werte Leserschaft, nun ist es an Ihnen die Arenen zu strömen!
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