Willkommen zum garantiert subjektiven Test der DEL-Webradios! Nicht erst seit es den Check gibt, verfolgen wir Eishockeyspiele per Webradio, seither natürlich um einiges intensiver. Und wer vorab wissen möchte, was ihn erwartet, für den werfen wir jetzt einen kritischen Blick (ein kritisches Ohr?) auf die einzelnen Sender.
Damit nicht der Eindruck irgendeiner Form von Bevorzugung oder Voreingenommenheit entsteht, halten wir uns in diesem Fall an die von den Lateinern vorgegebene alphabetische Reihenfolge.
1.) Düsseldorf (Wunschklang) – das hysterische Radio
Hier haben wir es mit einem Haufen Eishockey-Verrückter zu tun, die mit viel Einsatz jedes Spiel der DEG Metro Stars übertragen. Früher noch (heute wieder öfter) per Handy, inzwischen mit einem Koffer Technik ausgestattet, werden auch weiteste Wege und schlechte Stadionplätze von den Kommentatoren in Kauf genommen, um für die Hörer da zu sein.
Größtes Manko ist eindeutig der regelmäßig hysterische Kommentar einzelner Sprecher (Zimmermann Imitatoren?), da wird gerne mal ein aus der Luft gefischter Puck zum Riesensave oder bei Torchancen und Toren derart ins Mikrofon gebrüllt, dass man als Hörer Angst um Boxen und Trommelfell haben muss.
Angenehm ist das Unterhaltungsprogramm zu Pause, hier werden nämlich die Musikwünsche der Menschen am anderen Ende der Übertragungstechnik berücksichtigt.
Fazit: Gute Grundversorgung, doch zum vollkommenen Vergnügen sollten einige Kommentatoren vor dem Spiel mal einen Joint rauchen.
2.) Hamburg (Radio Planetice) – das hydrographische Radio
Für eine Retorte werden die Freezers schon verdammt lange mit Übertragungen bedacht und während das Auftreten der Freezers in vielerlei Hinsicht hart an der Grenze zur Blamage (Kampagne, Maskottchen, Sport) vorbeischrammt, ist das Radio technisch ausgereift und garantiert playoffreif.
Angenehm unaufgeregter Kommentar, nicht zu ernst und neben dem Spielgeschehen auch immer mit ein paar netten Anekdoten. Als besonderer Bonus betätigt sich bei Heimspielen Schiffmeister/Björn Beton als Co-Kommentator, der von allen Kommentatoren der angenehmste, weil entspannteste Sprecher ist. Selbst Schiedsrichterfehlentscheidungen vermögen ihn kaum aus der Reserve zu locken. Danke!
Musik von Bedenklich bis klassisch, alles ist vertreten, aber so ist es wohl mit jeder Musikauswahl und die ureigenste Funktion der Pause ist schließlich das Holen eines neuen Biers. Oder so…
Fazit: Angenehme Sendung durch dosierten Enthusiasmus. Extrapunkte insbesondere für alle Fans der Fetten Brote.
3.) Köln (Haimspiel) – das historische Radio
Wie die Haie schon zu Urzeiten von Sauriern gefressen wurden, ist auch das Radio Alterspräsident. Ergo ist Routine vorhanden und zuverlässig bringen auch die Radio-Haie jedes Spiel ihres Teams auf die haimischen Boxen. Hier erwarten den Hörer ausgereifte Technik und sachlicher Kommentar.
Der Ex-Hockeyblogger und die einzige Frau der Eishockey-Fanradioszene sitzen hier unter anderem am Mikro. Letzteres ist, folgt man dem Klischeebild von Köln, nur folgerichtig, wenn Shopping und Prosecco wichtiger als Eishockey sind.
Musik? Fehlanzeige, hier blamieren sich weder Macher noch Zuhörer mit ihrem Musikgeschmack, statt dessen werden die DJs in den Hallen bloßgestellt und es gibt einfach nur Stadionkulisse auf den Lautsprechern.
Fazit: Leider in Köln behaimatet, deshalb kann der Schluss nicht völlig sachlich sein: Gutes Radio, üble Stadt. Und beim DNL-Derby hat sich der Hockeyblogger seinerzeit versteckt, das gibt Abzüge in der B-Note!
4.) München (EHC On Air) – das hyper… interactive Radio
Unter den vier Vollradios der DEL haben wir es bier mit dem Neuling zu tun, mit dessen Geschichte wir uns noch nicht auseinander gesetzt haben. Es gab das Radio schon in der 2. Bundesliga und da wird schließlich auch Eishockey gespielt, ergo qualifizierter Kommentar, der keine akustischen Spezialeffekte nötig hat.
Daneben hat das Radio einen interaktiven Charakter, weil die Geschehnisse im begleitenden Chat Eingang in die Reportage erhalten. Praktisch: Auf diesem Weg wird auch Troubleshooting betrieben, falls der Player einmal rumzicken sollte. Eventuell ist der Kommentar schon zu ruhig, doch die Hörer werden garantiert keine Schadensersatzforderung stellen.
Aus München kommt zur Pause gemafreie Musik, über die an dieser Stelle kein Urteil gefällt werden soll – Gaul, Maul, etc.
Fazit: Das vierte Vollradio ist definitiv eine Bereicherung, hoffen wir also, dass dieses Münchener Team nicht so schnell aus der Liga verschwindet wie die letzten.
5.) Das aktuelle Radio-Ranking
Klarer Testsieger ist das Hamburger Radio, dahinter die Veteranen aus Köln und der Aufsteiger aus München. Düsseldorf muss sich in dieser Liste mit dem letzten Platz zufrieden geben, weil meine vordere rechte Lautsprecher-Box nur noch vor sich her krächzt. Allerdings ist dazu zu sagen, dass es sich ohnehin um die besten vier Radios handelt, die reinen Heim- bzw. Auswärtssender sind hier noch gar nicht berücksichtigt. Man will ja Stoff für eine Fortsetzung haben!
Und als nächstes sind dann die One-Way-Radios an der Reihe!
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„üble Stadt“ bei Köln nehm ich Ihnen auch übel ;-)
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Gute Idee der Webradiotest! Da ich, seitdem ich in der Eishockey-Diaspora lebe und mein ehemaliger Lieblingsverein erst zweitklassig war und dann nach kurzem DEL-Intermezzo insolvent gegangen ist, als neutraler Eishockeyverrückter an eigentlich jedem Spieltag mindestens ein Spiel über Webradio verfolge, traue ich mich, hier meinen garantiert auch subjektiven Senf zur Wurst zu geben:
Das beste aller Radios ist mit Abstand das Mannheimer, mehr dazu und zu den betreffenden anderen, wenn ihr sie hier abgehandelt habt.
Haimspiel ist hinter dem Adlerstream mittlerweile meine Nummer 2; allerdings erst, seitdem die einzige Frau wieder häufiger mitkommentiert; ihre Fachkundigkeit hebt das Ganze auf ein höheres Niveau. Ansonsten gibt es leider auch ein, zwei Kommentatorenteams, denen ich weniger gerne zuhöre. Was bei Wunschklang manchmal an Enthusiasmus ein Bißchen zu viel ist, fehlt mir beim haimspiel häufiger mal. Ganz positiv zu erwähnen sind auf jeden Fall die restlichen Inhalte der Website, immer mal wieder einen Blick wert, weil viel, viel Arbeit drinsteckt.
Zu Wunschklang ist eigentlich alles gesagt; nur die Platzierung sehe ich etwas anders: gemeinsam mit München Platz drei meiner Liste.
München ist in Sachen Fachkundigkeit noch über dem Haimspiel angesiedelt, negativ fällt aber ins Gewicht, dass der Hallenton meist viel zu leise ist. Die angesprochene Moderation des Chats finde ich auch eher störend. Insbesondere dann wenn Gregor Röslmaier vom Eishockey-Magazin mitkommentiert, ist das EHC-Fanradio aber eigentlich noch vor dem Haimspiel anzusiedeln.
Radio Planettice bewerte ich ganz anders. Häufig, natürlich der Leistung der Freezers geschuldet, wirkt der Kommentar gelangweilt. Die Nebengespräche mögen ab und zu zwar witzig sein, auf die Dauer kann ich mich damit nicht anfreunden. Wenn ich ein Freezers-Spiel hören möchte und auf ein anderes Radio ausweichen kann, tue ich das meistens.
Aber mal weg von der ganzen subjektiven Bewerterei:
Ein Riesendankeschön und ganz viel Respekt für die jeweiligen Kommentatorenteams, die nicht nur ihre Freizeit opfern, sondern, Planetice mit eingeschlossen, auch auf hohem Niveau kommentieren.
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Mannheim ist (wie auch Iserlohn) bei diesem Test außen vor, weil es kein Fan-/Amateur-Radio ist. Da kann man schlecht die gleichen Maßstäbe anlegen.
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Na ja. RT1 hat bei den Playoff-Übertragungen des AEV letztes Jahr ja bewiesen, dass man es als Kommerzieller auch vieeel schlechter machen kann, als das jemals ein fanradio getan hat. Bei Mannheim besticht einfach der Mix aus äußerst fachkundigem Kommentar, die Hintergrundinformationen durch den Pressesprecher, die (trotz kommerziellem Radio) starken Emotionen und (das unterscheidet sie von den meisten anderen besonders) der Witz Das Iserlohner radio ist im Übrigen auch nicht schlecht, es ist eben nur keine Vollübertragung wie bei Mannheim.
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Die Bemerkungen von Herrn T. teile ich in meinen Ansichten. Was mich beispielsweise bei Wunschklang und bei Planetice sehr stört: Die Sprecher kennen keinen Namen der gegnerischen Spieler. Gilt, meiner Beobachtung nach, wenn ich einmal artikelübergreifend kommentieren darf, auch für Berlin und Krefeld, wobei ich letzteren in dieser Saison noch nicht wieder gehört habe.